26. - 28. Oktober 2007

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Tanzet und springet immerzu,
bis die Sohle fällt vom Schuh

Copyright © 2007
 Ch. Frank,
christa@frank-laudenau.de,
Letzte Aktualisierung:
12.10.2007

TITELBILDinterview

Andersen hätte seine Freude an den großartigen, auf unterschiedliche Weise gelungenen Ausgaben seiner Werke, die dieses Jahr zu sehen sind. Bei Sabine Friedrichson träfe er auf eine Seelenverwandte. Andersen hat ihr leben schon seit dem ersten Märchenbuch in der Kindheit begleitet. Bereits im ersten Text, den ihr Professor, Wilhelm M. Busch, 1983 über sie schrieb, taucht Andersen als Fixpunkt auf: „Hätte sie nicht vom Verlag Beltz & Gelberg den Auftrag bekommen, eine Auswahl seiner Märchen zu illustrieren, früher oder später hätten der Dichter und die Illustratorin dennoch zusammenfinden müssen". Im neuen Buch - „Das Leben ist das schönste Märchen, denn darin kommen wir selber vor", welches durchaus nicht nur für Kinderhände bestimmt ist, stellt die erste biografische Annäherung an Andersen von kinderliterarischer Seite dar.

Überleitungstexte haben Hans-Joachim Gelberg und ich dann gemeinsam besorgt. Durch diese ungewöhnliche Vorgehensweise war es für mich die bislang schwierigste und verantwortungsvollste Aufgabe. Da Ralf* die Typografie betreut hat, wuchs alles zusammen. Bilder und Texte gehen ineinander über, ergänzen sich und schaffen (hoffentlich) so die gewünschte Andersen- Atmosphäre.

Warum hast du - außer Andersen - nie die Menschen gezeichnet? Zum Beispiel seine Mutter?
Man sieht einen Teil von ihr, stellvertretend für das Mütterliche: das geblümte Kleid, das Tuch, ihren Arm, in der Hand Birkenzweige. Details stehen für das Ganze. So kann jeder der Mutter ein Gesicht geben und mit seiner eigenen Fantasie das Bild ergänzen.

TITELBILDinterview_Friedrichson_Bildleiste

Was fasziniert dich so an Andersen?
Eigentlich alles. Und immer wieder diese Vielschichtigkeit. Man kann seine Texte so oft lesen, in jedem Alter und in jeder Stimmung entdeckt man neue Aspekte.

Wie ist das Buch aufgebaut?
Grundlage sind seine Autobiografien. Wichtige Lebens- momente daraus und aus seinen Tagebüchern und Briefen versuche ich in aussagekräftige Bilder umzusetzen. Dazu kommen die erhaltenen Dinge, die ihn umgaben. Es ist also eine Montage aus Bildern, Dokumenten und dem Originalton von Andersen.

Wie bist du genau vorgegangen?
Ich habe zuerst Andersens Literatur und auch Texte über ihn zusammengetragen, gelesen und anschließend - nach Lebensalter oder nach Themenkreis geordnet - archiviert. Während des Textstudiums suchte ich für jede Lebensphase nach kleinen Momenten, Szenerien, Begebenheiten etc., die besonders waren, für ihn als Künstler und/oder als Mensch. Diese einzelnen Momente habe ich dann in Bilder umgesetzt, ohne dass ein fertiges Manuskript vorlag. Mit wäre zwar einfacher gewesen, aber dann wäre das Buch vielleicht nicht so frei geworden.
Der Text ist erst entstanden, als alle Bilder fertig waren. Die endgültige Auswahl der Andersen-Texte, Aussagen von Zeit- zeugen sowie die Erstellung der Randbemerkungen und der

Das Andeuten, Offenlassen ist also ein Prinzip in deinem Buch?
Ich möchte dem Betrachter Andersen und seine Figuren vorstellen. Kennen lernen muss er sie dann selbst. Schön wäre es, wenn der Leser neugierig würde und Lust bekäme, die Märchen neu zu entdecken oder seine Reisebeschreibungen, Briefe oder auch das frühe „Lebensbuch" (Diederichs) wieder zu lesen, das mich so begeistert hat.

Bitte noch ein paar Worte zur Technik.
Ich zeichnete mit Tusche und Farbstiften auf kaschiertem Karton. In diesem Fall habe ich aber meist auf Transparent-, manchmal auch auf Farbpapier gearbeitet, teilweise collagierend. Häufig habe ich mit bemalten Teilen regelrecht gebastelt. Andersen und seine Papierschere können sehr anregend sein.

Wir gratulieren zu einer der schönsten, sorgfältigsten und authentischsten Andersen-Ausgaben.

Inge Sauer

*)
Ralf Mauer, ihr Mann, ist ebenfalls Grafiker mit dem Schwerpunkt Typografie. Auch das wunderschöne Plakat, das der Verlag zu diesem Buch hat drucken Lassen, stammt von ihm (s. u).

„Das Leben ist das schönste Märchen,
denn darin kommen wir selber vor"
von Hans Christian Andersen
und Sabine Friedrichson

erschienen bei Beltz & Gelberg 2005

TITELBILDinterview_Friedrichson_EselsohrVITA:
Sabine Friedrichson, geb. 1948 in Hamburg, arbeitet seit 1970 als freiberufliche Illustratorin. 1971 erhielt sie den ersten Auftrag von Hans-Joachim Gelberg, als dieser im Begriff war, Beltz & Gelberg zu gründen.

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