ACHT HOHEITEN SCHMÜCKTEN
DIE ACHTEN REICHELSHEIMER MÄRCHENTAGE
Reichelsheim (pdh) Monarchische Züge prägten die achten Märchen- und Sagentage der Odenwälder Gemeinde Reichelsheim am
vergangenen Wochenende. Als ob es ein Jubiläum zu feiern gäbe, hatten sich nicht weniger als acht Königinnen und Prinzessinnen eingefunden, von der Groß-Umstädter Weinkönigin Maren der Ersten bis hin zur
Vierburgenkönigin Carolin der Ersten aus Neckarsteinach, um zusammen mit den mittelalterlich „gewandeten Honoratioren“ des Ortes im oberen Gersprenztal den Märchen-Festumzug anzuführen.
Vorbei an tausenden jubelnden Besuchern des inzwischen sagenhaften Festes schlang sich der Festzug durch die verengten Straßen des Städtchens. Bereits der Samstag bescherte dem Ort einen ungewohnten Besucherandrang. Bei strahlendem
Sonnenschein konnten Marktleiter Rolf Tilly, Marktvogt Holger Funke und Bürgermeister Gerd Lode den „Mittelaltermarkt“ vor hunderten von Schaulustigen eröffnen. Für die
Gemeinde ein besonderes Vergnügen, denn im vergangenen Jahr hatte eine Starkwind-Warnung das Märchenfest im wahrsten Sinne des Wortes „vom Winde verweht“, und das Fest am Sonntag musste
aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Nach einer ersten amtlichen Schätzung der Gemeinde wird der Besucher- ansturm alle Rekorde gebrochen haben, man zählte etwa 60.000 Gäste aus
nah und fern, die am Wochenende in den Odenwaldort gekommen waren. Ihnen wurde ein umfangreiches Programm geboten. An den drei Festtagen hatte die Gemeinde dreiundsechzig Veranstaltungen vorbereitet, vom
Märchenfestabend mit der Verleihung des so genannten „Wildweibchenpreises“ an die Märchenbuchautorin Sigrid Früh aus Kernen bis zur Zaubershow, die am Sonntagabend das Programm beschloss. Über
zweihundert Mitwirkende waren am Gelingen des sagenhaften Festivals beteiligt. Aus Jablonka in Polen war die Tanz- und Trachtengruppe „Male
Podhale“ angereist und erfreute die Besucher am Festabend und mit Vorführungen auf den Plätzen des Ortes. Die Gruppe „Poeta Magica“ erfreute
am Freitagabend zweieinhalb Stunden lang über vierhundert Besucher der evangelischen Michaelskirche mit einen mittelalterlichen Konzert.
Der Devise der diesjährigen Märchentage
gerecht boten die Veranstalter eine Vielzahl von Lesungen an verschiedenen Orten. „Masken, Mächte, alte Bräuche“ war das Motto, und diesen Themen widmeten verschiedene
Autoren oder Vorleser ihre gut besuchten Vorträge im historischen Sitzungssaal des Rathauses oder im Europäischen Jugendzentrum der Stadt. Wildweibchen-Preisträgerin Sigrid Früh geriet
ins Schwärmen, noch nie habe sie eine Gemeinde erlebt, die von der gesamten Bevölkerung getragen und mit deren Hilfe eine den ganzen Ort umfassende mehrtägige
Veranstaltung auf die Beine stellen könne. Ihre Bewunderung galt den herzlichen und hilfsbereiten Einwohnern Reichelsheims. Nicht zuletzt aus diesem Grunde war sie bereits
fünfmal Mitwirkende der Märchentage.
Während der „Langen Nacht der Märchen“, die erst weit nach 2.00 in der Früh
ihren Abschluss fand, präsentierten neben einem orientalischen Märchen der Marionettenspielgruppe Seipaté verschiedene Autoren internationale
Geschichten, irische Bräuche stellte Wildweibchen-Preisträger 1997, Hans-Christian Kirsch, vor, Gespenstergeschichten erzählte Ulrich Mehler aus
Mechernich und Geschichten von geheimnisvollen Mächten und Bräuchen trug Rotraud Saeki aus Hiroshima in Japan vor.
Gaukler, Zauberer, Hexen. Spielleute und Ritter verwandelten den Ort in einen Tummelplatz mittelalterlichen Zuschnitts. Die Maskenwerkstatt
für Kinder war ständig gut besucht, die Sonderausstellung „Masken und Brauchtum“ mit Exponaten regionaler Sammler und Künstler zeigte einen Querschnitt durch das Thema. Für Speis und
Trank war an allen Ecken gesorgt, neben Schwarzbier, Met oder Metzgerbier gab es heißen Apfelwein. Ritterwurst und andere mittelalterliche „Fresserey“.
Die nächsten Märchen- und Sagentage der Odenwälder
Märchenhauptstadt werden unter dem Motto „Sagen, Träume, Schlossgespenster“ vom 29. bis 31. Oktober 2004 stattfinden.
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