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Interview mit dem Preisträger
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Jochen Rietdorf:
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Herr Dietl, was ist Ihnen den spontan durch den Kopf gegangen, als Sie erfuhren, dass der im Rahmen der Reichelsheimer Märchen- und Sagentage verliehene Wildweibchenpreis in diesem Jahr an Sie geht ?
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Erhard Dietl:
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Spontan hab ich gedacht: wie kommen die Reichelsheimer denn auf mich, ich schreib doch keine Märchen und Sagen im klassischen Sinn, na ja, wahrscheinlich wurde der Begriff recht weit gefasst. Dann dachte ich, es ginge um meine Bücher über die „Olchis“ (wie meistens), und als ich sah, dass diesmal mein „Otto, der kleine Pirat“ gemeint war, da hab ich mich besonders gefreut.
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Jochen Rietdorf:
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Ihre bekanntesten Kinderbuchhelden sind die Olchis. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich diese „Gegenwelt“ mit völlig umgekehrten Gewohnheiten, Vorlieben und Verhaltensweisen auszudenken ?
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Erhard Dietl:
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Nun, die Idee entstand diesmal über eine kleine Bleistiftzeichnung, die ich eines Tages auf dem Sofa sitzend bei einer Tasse Tee vor mich hin kritzelte. Das war die erste Olchi-Figur. Ich zeichnete dann die ganze Müllmonster-Familie und dachte mir erst später die erste Geschichte dazu aus. Nach und nach entstand so die Olchi-Welt, immer wieder kamen neue Details und Personen hinzu, inzwischen gibt es zehn Olchi-Bücher.
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Jochen Rietdorf:
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Bei Kindern ist die Olchi-Familie verständlicherweise sehr beliebt, weil die Olchi-Kinder alles dürfen und erleben, was für Menschenkinder verboten oder unmöglich ist. Haben Sie schon einmal Kritik von Eltern , Lehrern oder anderen ernsthaften Erwachsenen erfahren, die manchmal keinen Sinn für diese Art von Humor haben ?
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Erhard Dietl:
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Eher selten. Die Olchis haben ja auch viel begrüßenswertes. Sie sind leben zusammen in einer Großfamilie, halten zusammen wie Pech und Schwefel, sie singen und spielen zusammen, sind fröhliche, tolerante und zufriedene Lebenskünstler. Sie tun keiner Fliege etwas zu Leide und nur weil sie andere Vorlieben haben, weil sie sich anders ernähren und ein wenig muffeln, muss man sie nicht kritisieren.
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Jochen Rietdorf:
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Was ist leichter für Sie: eigene Texte zu illustrieren, Texte anderer Kinderbuchautoren wie z. B. Nöstlinger oder Klassiker wie Ringelnatz ?
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Erhard Dietl:
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Leichter fällt es mir die Bilder zu schon fertigen Geschichten zu zeichnen. Da sind mir meine eigenen natürlich am liebsten, denn ich habe beim Schreiben schon die entsprechenden Bilder im Kopf. Das Schreiben, sich eigene gute Geschichten ausdenken, das finde ich nach wie vor schwer und man braucht dazu viel Ruhe, Geduld und Inspiration.
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Jochen Rietdorf:
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Sie arbeiten mit vielen Verlagen zusammen und schreiben für unterschiedliche Altersgruppen, also auch für Jugendliche. Neben Ihren schriftstellerischen und grafischen Aktivitäten produzieren Sie CDs und treten als Liedermacher auf. Was betrachten Sie selbst als Schwerpunkt ?
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Erhard Dietl:
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Ich denke ich bin Zeichner und Geschichtenerzähler. Ich liebe die Abwechslung und wie schön ist es nach längerer Schreibarbeit wieder zum Pinsel greifen zu können! Und wenn ich eine lange Strecke gezeichnet habe freu ich mich wieder aufs Geschichten basteln und aufs Sätze formulieren. Dass ich beides machen kann ist für mich ein großes Glück.
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