|
|
Der Wildweibchenpreis 2006 wird verliehen an Prof. Dr. Heinz Rölleke
|
Der "Wissenschaftler aus Hoisten" (Klose), "Deutschlands Märchenexperte Nummer eins" (Rheinische Post), erforscht seit drei Jahrzehnten die Märchenwelt der Brüder Grimm.
|
Herr Prof. Dr. Rölleke, was ist Ihnen denn spontan durch den Kopf gegangen, als Sie erfuhren, dass der im Rahmen der Reichelsheimer Märchen- und Sagentage verliehene Wildweibchenpreis in diesem Jahr an Sie geht?
|
Zunächst habe ich mich nur gefreut, ohne nach den Gründen für die Auszeichnung zu fragen. Es ehrt mich, daß mit Person und Werk meine Wissenschaft durch Sie Anerkennung findet, was durchaus nicht immer selbstverständlich war/ist.
|
Neben Ihrer vielfältigen wissenschaftlichen Tätigkeit und der Beschäftigung mit einzelnen Dichtern, Epochen und Gattungen hat es Sie immer wieder zur literarischen Volkskunde hingezogen. Was fasziniert Sie daran besonders?
|
Ich begegne der Volksliteratur ähnlich wie die Brüder Grimm mit der "Andacht zum (scheinbar) Unbedeutenden". Die Hervorbringungen des sogenannten "einfachen Volks" sind viel zu lange von den Wissenschaften und einer sich für eminent haltenden Literaturkritik mißachtet oder gar angegriffen worden. Sie sind aber der Nährboden jeder Nationalkultur und ein, durch die Urverwandtschaft ihrer Motive und Themen über die Grenzen hinweg, völkerverbindendes Element.
|
Ein Schwerpunkt Ihrer volkskundlichen Arbeit ist die Märchenforschung. Hier sind es besonders die Märchen der Brüder Grimm, die im Mittelpunkt Ihres Interesses stehen. Hat das auch mit Ihrer Biografie zu tun?
|
Den Märchen der Brüder Grimm begegnete ich 1975 auf philologischen Pfaden, als ich Materialien entdeckte, die sowohl den Beiträgerkreis als auch die Texte selbst in einem ganz neuen Licht erscheinen ließen. Erst im Lauf der weiteren Beschäftigung mit diesem wunderbaren Buch wuchs auch sozusagen die Liebe zu den Geschichten und die Freude an ihrer Interpretation.
|
Sie haben zahlreiche Auszeichnungen und Preise für Ihre Arbeit bekommen, u. a. den Brüder Grimm Preis der Universität Marburg, den Staatspreis des Landes Hessen und viele andere. Was bedeutet für Sie die Verleihung des Wildweibchenpreises der Reichelsheimer Märchen und Sagentage?
|
Der Wildweibchenpreis ist unter all den vielen Auszeichnungen etwas besonderes: Ähnlich wie der Preis der Volkacher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für meine Grimm-Forschungen zeigt er mir, daß seriöses Forschen nicht nur im wissenschaftlichen Elfenbeinturm, sondern auch an machen Stellen der Feldforschung Würdigung und Anerkennung findet - das freut mich für mich, aber vor allem auch um der Sache willen.
|
Die Fragen stellte Jochen Rietdorf, Cheforganisator der Reichelsheimer Märchen- und Sagentage
|
|
|