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Das literarische Programm der Märchentage 2009
Das Motto der diesjährigen Märchen- und Sagentage „Von den Lagerfeuern der Karawanen bis zu den Gärten des Sultans“ zeigt die ganze Bandbreite orientalischer Märchen, die aus einem weiten Gebiet entstammen, das sich von der Türkei über die arabische Welt und Israel, Persien und Indien bis nach China und Japan erstreckt. Das Programm kann nur einige dieser Gebiete berücksichtigen, ist jedoch bemüht, der bunten Vielfältigkeit der Märchen voller Weisheit und Tiefsinn gerecht zu werden
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Dies wird bereits in der „Langen Nacht der Märchen“ sichtbar, die von Salim Alafenisch eröffnet wird.
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Er wurde als Sohn eines Beduinenscheichs in der Negev-Wüste geboren, hütete als Kind die Kamele seines Vaters und lernte erst mit 14 Jahren lesen und schreiben. Nach dem Abitur in Nazareth studierte er in London und Heidelberg, wo er heute als freier Schriftsteller und Erzähler lebt. Seine Erzählungen sind Musterbeispiele orientalischer Erzählkunst, wie sie im Land seiner Kindheit überliefert wurden. Sie handeln von Hirten, von Wünschen und ihrer Erfüllung, von weisen Kadis und schönen Frauen und entführen den Zuhörer in eine märchenhafte Welt voller Bilder.
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„Märchen der Liebe“ sind das Thema von Hannlore Marzi, die in Reichelsheim als sensible, hervorragende Erzählerin von vielen geheimnisvollen und auch humorvollen Märchen zu mitternächtlicher Stunde bekannt und beliebt ist und in diesem Jahr den Wildweibchenpreis erhält. Sie versteht es in besonderer Weise durch eine reduzierte Mimik und Gestik allein durch ihre kunstvolle Sprache und Stimmführung Höhen und Tiefen, sowie Charakteristika der Personen ihrer Märchen heraus zu arbeiten und so einen Spannungsbogen aufzubauen, der vor allem die Frauenfiguren als sehr weiblich und sehr klug erscheinen lässt.
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Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit Geschichten aus „1001 Nacht“, der wohl bekanntesten Sammlung orientalischer Erzählungen, die zugleich ein Stück Weltliteratur ist. Es handelt sich dabei um eine Rahmenerzählung mit vielen Schachtelgeschichten, die ursprünglich indischen Ursprungs war, später zuerst ins Persische und dann ins Arabische übertragen wurde. Dabei wurden immer wieder Geschichten hinzugefügt, z. B. die Geschichten um Harun-al-Raschid. Auch die islamischen Formeln und Zitate stammen aus der arabischen Übersetzung. Aus Europa ist zuerst um 1700 eine Übersetzung aus Frankreich bekannt, der viele andere folgten, auch Einzelausgaben von Geschichten wie Ali Baba, Kalif Storch u. a. sowie Dramatisierungen und Verfilmungen.
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Ulrich Mehler erzählt aus dieser Sammlung. Er ist Prof. für Altgermanistik an der Universität Köln und vielen Reichelsheimern als Erzähler Udalrich bekannt, der im Habit eines Schäfers auf dem Mittelaltermarkt in vielen Jahren dabei gewesen ist.
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Den Abschluss der „Langen Nacht der Märchen“ bildet in diesem Jahr ein Vortrag mit Gesang und Musik: Nana Avingarde, eine Märchenerzählerin und –therapeutin, die im letzten Jahr mit irischen Märchen begeisterte, entführt das Publikum an den Brunnen des Pandschab, eine Landschaft im indisch-pakistanischen Subkontinent, und lässt es an den Geschichten, die dort erzählt wurden, teilhaben. Dabei wird sie von ihrer Freundin Susanna Rosea musikalisch in eindrucksvoller Weise begleitet.
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Der Schwerpunkt des Samstags ist wieder die Märchenforschung mit zwei Vorträgen.
Den ersten Vortrag hält Frau Dr. Helga Volkmann. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Anglistik und lebt als freie Autorin und Herausgeberin in Franken. Sie hält Vorträge und Seminare und ist Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft. Ihre Arbeits- schwerpunkte sind Gärten und ihre Kulturgeschichte und Symbolik und Brauchtum der Pflanzen. In ihrem Vortrag unter dem Titel „…wo Fruchtbäume sprießen und Bächlein fließen“ werden diese Schwerpunkte auf die Gärten aus 1001 Nacht bezogen.
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Nach der Mittagspause hält Prof. Dr. Ulrich Marzolph ein Grundsatzreferat über orientalische Märchen und Märchen aus 1001 Nacht, auf das man sehr gespannt sein darf, denn er gilt als absoluter Kenner und Fachmann für das Gebiet. Prof. Marzolph studierte Islamwissenschaft, Sinologie und Romanistik, promovierte über persische Volksmärchen, war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Orientalischen Seminar der Uni Köln und nach seiner Habilitation außerplanmäßiger Professor für Islamwissenschaft in Göttingen, um nur einige seiner Stationen zu nennen. Er ist Autor und Herausgeber vieler Veröffentlichungen zum Thema und Mitarbeiter der Arbeitsstelle „Enzyklopädie des Märchens“ in Göttingen.
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Am Nachmittag stellt die Wildweibchenpreisträgerin Hannelore Marzi sich und ihr Werk vor. Sie lebt als Märchenerzählerin, Übersetzerin, Herausgeberin von Märchensammlungen in Frankfurt a. M. und hält Seminare in Institutionen der Erwachsenenbildung und der Lehrerfortbildung. Sie ist Mitglied der europäischen Märchen- gesellschaft. Auch am Sonntag beginnt das literarische Programm mit Hannelore Marzi. Unter dem Titel „Vom kleinen Veli und Aischa Aschenputtel“ erzählt sie orientalische Märchen für die ganze Familie. Kinder und Erwachsene werden begeistert sein, wenn sie die spannende und geheimnisvolle, ja knisternde Atmosphäre erleben, die ihre Erzählungen immer wieder hervorrufen..
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Danach erzählt Salim Alafenisch die Geschichte „Amira. Prinzessin der Wüste“ für Kinder und Erwachsene. Diese Geschichte berichtet darüber, wie Amira, die Schönste aus dem Stamm der Löwen, sich unter vielen Bewerbern ihren Bräutigam aussucht.
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Schüler der Georg-August-Zinn Schule lesen in diesem Jahr Märchen für alle, nachdem sie sich in den vergangenen Jahren nur an Kinder gewandt haben.
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Ebenfalls aus der Feder von Salim Alafenisch sind die Erzählungen, die Martha Zinke unter dem Titel „Azizas Lieblingshuhn“ vorliest. Frau Zinke ist in Reichelsheim und darüber hinaus, vor allem auch bei den Landfrauen und in der Michaelsgemeinde als mitreißende Vorleserin bekannt.
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Den Abschluss der Lesungen und Erzählungen bildet ein indisches Märchen mit der Überschrift „MusikMärchenTanz“, in gewohnt meisterlicher Weise zart und geheimnisvoll erzählt von Karola Graf. Auch sie ist den Reichelsheimern schon durch viele Auftritte bekannt. Ihre Erzählung wird von indischer Live-Musik begleitet und von der Tänzerin Lisa Kuttner tänzerisch interpretiert und stellt noch einmal einen Höhepunkt dar.
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Daneben gibt es auch in diesem Jahr wieder viele Märchenerzähler vor und in den Zelten des Mittelaltermarktes und auf den Straßen und viele Kindertheateraufführungen bekannter orientalischer Märchen. Besonders hervorzuheben ist die Teilnahme Reichelsheimer Kinder und Jugendlicher, die sich mit Theateraufführungen neben den professionellen Kindertheatern präsentieren: es sind die Kindertrachtengruppe des OWK Reichelsheim und die Theater AG der GAZ-Schule. Ihre Teilnahme zeigt, dass die Märchen- und Sagentage fest in der Gemeinde und auch bei den Jugendlichen verwurzelt und anerkannt sind.
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Ellen Schmid ist Mitglied im Organisationsteam
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