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31. Okt. 2004

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FAMILIENFREUNDLICHE MÄRCHENSTADT REICHELSHEIM ERLEBTE GELUNGENE GENERALPROBE FÜR DAS JUBILÄUM IM NÄCHSTEN JAHR

MÄRCHEN- UND SAGENTAGE ERNEUT VOM BESUCHERANSTURM ÜBERROLLT - ERSTE SCHÄTZUNG GEHT VON
50.000 BESUCHERN AUS

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Nichts ging mehr in der Bismarckstraße, keine Sitzplätze waren erhältlich für eine der fünf Veranstaltungen des Musicals "Fame", ein überlaufenes Marionetten- Theater und das zweimal ausverkaufte Familien-Clown-Theater zeugten davon, dass das dreitägige Programm der Reichelsheimer Organisatoren der neunten Märchen- und Sagentage im Odenwald den Geschmack des Publikums getroffen hatten. Besonderen Wert hatte der Chef der Großveranstaltung, Jochen Rietdorf, auf ein familienfreundliches Angebot gelegt, und so waren nur wenige Angebote mit Eintrittsgeldern belegt. Alle Kindertheater stets ausgebucht, meldete die Gemeinde gegen Ende der drei fröhlichen Tage, die zur großen Erleichterung der Veranstalter zumindest am Sonntag von Wetterkapriolen verschont geblieben waren. Insgesamt, so eine erste Schätzung der Offiziellen, dürften sich an den drei Tagen etwa 50.000 Märchentagsbesucher in der Gemeinde mitten im Odenwald aufgehalten haben. Die diesjährigen Märchenfesttage standen unter dem Motto "Sagen, Träume, Schlossgespenster".

Bunt war das Programm wie stets und gab einen Vorgeschmack auf eine für das kommenden Jahr geplante Jubiläumsveranstaltung, wenn nämlich das zehnjährige Jubiläum der Märchen- und Sagentage ansteht. Familien, die zum Teil aus anderen Bundesländern zum Märchenspektakel anreisen, äußerten sich begeistert über die gastliche Atmosphäre, die der Ort und dessen Bewohner während des Festwochenendes ausstrahlen, und auch Reichelsheimer Bürger erklärten auf Befragung, dass sie auf ihre Gemeinde stolz seien, die eine derartige Riesenveranstaltung jährlich einmal auf die Beine stellt.

Tatsächlich steht Reichelsheim jeweils am letzten Oktober-Wochenende ganz im Zeichen mittelalterlichen Treibens. Auf den Straßen und Plätzen tummeln sich die Ritterschaften, Märchenerzähler und Wahrsager, Magier, Alchimisten, Gaukler, Hexen, Vaganten und Zauberer. Der letzte große Auftritt im Jahr für viele auch beruflichen oder semiberuflichen Schausteller findet bei den Mitwirkenden großen Anklang und ist inzwischen ein festes Datum für das fahrende Gaukler-Volk geworden. Für die kleinsten Besucher gibt es Mitmach-Theater, Marionetten- spieler, Figurentheater und eine Reihe von Märchenerzählern, Sagenhaftes zu Pferde und natürlich die vielen Ritterschaften in ihrer natürlichen Umgebung zu bestaunen, nämlich in ihren Lagern, die sie während des Wochenendes in der Odenwaldgemeinde aufgeschlagen haben. Ritter und Knappen, Burgfräuleins und Vaganten, Schmiede und andere Handwerker in ihren mittelalterlichen Gewändern können bei der Arbeit beobachtet werden, wozu auch die Fresserey und in Maßen die Sauferey gehört.

Der Kunstschmied David Schütze heiratete am Samstag "seine" Färberin Sabine Ringenberg, beide in ihre historischen Gewänder gekleidet, es traute sie der Reichelsheimer Bürgermeister Gerd Lode in mittelalterlicher Amtstracht des damaligen Zentgrafen. Der historische Sitzungssaal des Reichelsheimer Rathauses bot die passende Kulisse für den standesamtlichen Vollzug. Den historischen Umzug vom Ortskern mit Endstation Mittelaltermarkt bereicherten in diesem Jahr die Vierburgenkönig Christina I, die Odenwälder Apfelkönigin Katrin I mit ihren Prinzessinnen Susanne I und Annette I. Aus Höchst war die Apfelblütenkönigin Jeanette I mit ihren beiden siebenjährigen Prinzessinnen Anna-Lou Strater und Selina Thierolf erschienen, die Abordnung aus Groß-Umstadt bestand aus der Weinkönigin Silke II mit ihren Prinzessinnen Anne und Isabelle. Auch die Hessische Milchkönigin Bettina I hatte sich eingefunden.

Dass Märchen und Sagen nicht nur für Kinder eine spannende Beschäftigung darstellen, zeigen die gut besuchten Vorträge und Lesungen der vielen Autoren, darunter auch Preisträger des jährlich von der Gemeinde ausgelobten Jugend- und Kinderbuchpreises, des "Wildweibchenpreises". In diesem Jahr ging der Preis während einer Feierstunde im Rahmen eines Märchenfestabends an Professor Dr. Heinrich Pleticha (80), der eine Gesamtauflage von über sechs Millionen verkaufter Bücher erreicht hat und nicht nur Kinder- und Jugendbücher schreibt, sondern auch Reise- und Erlebnisliteratur. Frühere Preisträger waren unter anderen Otfried Preußler, Paul Maar, Christine Nöslinger und im vergangenen Jahr Sigrid Früh.

Die "Lange Nacht der Märchen" ist mittlerweile eine besondere Attraktion. Bis aus Japan reisen Autoren zu dieser Veranstaltungsreihe an, um im Reichelsheimer Europäischen Jugendzentrum bis spät in die Nacht über einheimische und fremdländische Märchen und Sagen zu berichten. Eine jährlich wechselnde Dauerausstellung zeigte in diesem Jahr Exponate verschiedener Künstler zum Thema "Wahre Träume". Die mit Spannung erwartete Jubiläumsveranstaltung im kommenden Jahr wird vom 28. bis 30. Oktober unter dem Motto "Piraten, Händler, ferne Länder" stehen.

"Der Alchimist" ließ sich von seinen jungen Bewunderern in die Karten blicken und zeigte einige chemische Reaktionen.

Nichts ging mehr im Odenwälder Städtchen Reichelsheim, tausende von Besuchern schoben sich durch die engen Gassen.

Die "Freye Ritterschaft Odenwald" hatte ihr Lager in Reichelsheim aufgeschlagen und nahm samt Marktwache am historischen Festumzug teil.

"Es spukt in der Burg" spielte das Marionettentheater der Gruppe
"Die schwarzen Fäden" aus Heppenheim vor stets ausverkauftem Haus.