dunst
                24. - 26. Oktober 2008

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Und manchmal flogen sie auch
durch die Luft hinüber in die Anderswelt

Copyright © 2008
 Ch. Frank,
christa@frank-laudenau.de,
Letzte Aktualisierung:
28.10.2008

Märchenhaft, diese Neuinszenierung
Für seine Musical-Comedy „Honk!“ wird der Jugendchor
der Michaelsgemeinde vom Publikum gefeiert

Ein illusteres, herausgeputztes Völkchen wohnt auf der ökologischen Geflügelfarm. Dazu gehört der machohafte Erpel Erwin (Sebastian Meyer), dessen hübsche Gattin Ida (Lena Trautmann) am Brüten ist. Mit dem eitlen Moorhuhn Moni (Simone Oger) besingt sie das Los der „Schönen Mutterschaft“. Endlich ist es so weit, ein Knacken und Krachen – vier flauschig-gelbe Entenmädchen sind geschlüpft. Mit einem laut gebrüllten „Honk!“ springt aus der grauen Schale dann Nummer fünf – größer und hässlicher, kurz: Alle sind entsetzt, nur Ida ist glücklich über den besonderen Sohn Gnomy (Lukas Trautmann) und stellt sich schützend vor ihn: „Trag den Kopf stets hoch.“

Am Freitagabend bot der Jugendchor der evangelischen Michaelsgemeinde Reichelsheim unter der Gesamtleitung von Andrea Dippon-Meyer ein Premierenerlebnis ganz besonderer Güte und sorgte mit seiner Musical-Comedy „Honk!“ für eine ausverkaufte Reichenberghalle. Das Werk mit der hinreißenden Musik von Komponist George Stiles und den spritzigen Texten von Anthony Drewe adaptiert auf humorvolle Weise und mit viel Gefühl das bekannte Andersen-Märchen vom hässlichen Entlein.

„Ich bin anders“ – mit der anrührenden Ballade zieht Gnomy eine erste traurige Bilanz seines Daseins. Von den anderen ignoriert, ist es ein Leichtes für den smarten, ewig hungrigen Kater (Sven Schiemer), dem einsamen Enterich zu schmeicheln und ihn in seine Küche zu locken. Mit knapper Not entkommt Gnomy dem Kochtopf und irrt verängstigt umher. Das in Navigationsfragen versierte Wildgänse-Geschwader unter der Führung von Graufuchs und Pünktchen (Robert und Sonja Augart) hilft ihm weiter und retten ihn erneut vor den Krallen des verschlagenen Katers. Vor der romantischen Schilfseekulisse (entworfen von Rob Roberts) erlebte das Publikum blau gewandete, im Walzertakt schwimmende Fische. Die Gänse bewegten sich in ihren Militäruniformen zur strammen Marschmusik, während im zweiten Teil der Kater mit der französelnden Hauskatze Prinzesschen (Theresa Meyer) einen flotten Tango aufs Parkett legte, sehr zum Verdruss ihres Mitbewohners, des schwulen Hahns Stummel (Daniel Wolf).

Der „schön-hässliche“, aber optimistische Kröterich (Selina Lorenz) mit dem unnachahmlichen englischen Akzent meint, Schönheit sei lediglich eine Frage des Geschmacks. Mit gestärktem Selbstbewusstsein setzt daraufhin Gnomy die Suche nach seiner Familie fort. Über die Fernsehsendung „Vogel, melde dich“ findet Ida seine Spur. Hochdramatisch wird es, als Gnomy das Schwanenmädchen Sissi (Larissa Arras) rettet, sich in sie verliebt und im eisigen Schneesturm fast zu Tode kommt. Doch wahre Märchen haben ein Happy-End – so viel ist gewiss.

Kaum war der Vorhang gefallen, der letzte Ton des Schlusschors verklungen, erhob sich das Publikum zu begeistertem Applaus und Bravo-Rufen. Kein Zweifel: Mit dieser Aufführung hat sich der Jugendchor selbst übertroffen, und dies bestens in Szene gesetzt vom Team hinter den Kulissen (Regie: Andrea Priemer-Schranz, Assistenz: Simone Oger, Kostüme: Grazyna Feldkeller, Choreografie: Ruth Roberts, Bühnenbau: Peter Arras, Licht: Michael Gregan, Ton: Achim Tischler und Marco Paulus).

Die gelungene Besetzung der ach so menschelnden Tiere, das offensichtliche Aufgehen in der Rolle, überschäumende Spielfreudigkeit neben ausdrucksstarken Songinterpretationen und kunstvollen Tanzssequenzen – bei „Honk!“ stimmte einfach alles. Andersartigkeit ist eine zu akzeptierende Spielart der Natur, lautet letztlich die Botschaft am Ende des von Leid und Glück gesäumten Weges – und wer weiß, welch hässliches Entlein sich noch als Schwan entpuppt.

Landrat Horst Schnur kam auf die Bühne und gab seiner Hochachtung für die grandiose Leistung der jungen Akteure Ausdruck, die als Solisten und Chor gleichermaßen überzeugten. Er beglückwünschte Andrea Dippon-Meyer zu einer „fantastischen Inszenierung“. Die Besucher kamen noch in den Genuss zweier Zugaben, bevor sie beschwingt die Halle verließen.

Sabine Koch
Darmstädter Echo, 28.10.2008

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