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Wilde Jagd durch die Lüfte
Larissa Anton hat im Odenwald einen Film zu den Sagen vom Rodensteiner und dem Schnellertsgeist gedreht
Sagenumwoben trotzt die Ruine der Mitte des 13. Jahrhunderts erbauten Burg Rodenstein der Zeit. Eingebettet in die Landschaft des Odenwalds um Fränkisch-Crumbach, war sie einst Wohnstatt des Geschlechts derer von Rodenstein. Filmemacherin Larissa Anton hat ein feines Gespür für Orte, die von Sagen und Mythen durchwebt sind: Nachdem sie 2006 ihren Film über die „Wildweibchen im Odenwald“ vorgestellt hat, ist sie jetzt auf die Spur von „Rodenstein und Schnellertsgeist“ gegangen.
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„Sagen und Legenden habe ich schon als Kind geliebt. Der Rodensteiner ist neben dem Nibelungenlied die Sage des Odenwalds schlechthin“, sagt sie. Von jeher soll er dem Volk Krieg und Frieden angekündigt haben, indem er mit Ross und behelmtem Heer in donnerndem Getöse über den Himmel jagte. Noch heute ist die Mär vom Burggeist manchem im Landstrich bekannt. Larissa Anton macht die sagenhaften Episoden mit Hilfe von mittelalterlichen Gewändern, Musik und altem Wortgut anschaulich.
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Gespenstisch und traumverhangen macht sie Mysterien mit der Kamera sichtbar. „Ohne die Hilfsbereitschaft der Odenwälder wäre der Film nicht zustande gekommen. 48 Menschen aus der Region haben mitgespielt, acht Pferde waren im Einsatz. Rolf und Silvia Tilly haben für Originalgewandungen gesorgt, viele Menschen haben mit überliefertem Wissen meine Arbeit bereichert“, sagt die Filmemacherin. Abgerundet durch einen Prolog und einen Epilog aus dem „Buch Rodenstein“ von Werner Bergengruen hat sie ihre 45 Minuten lange Dokumentation mit Spielszenen verbunden. „Mein Anliegen ist es, die Schönheit und Vielfalt der Natur und der Kulturdenkmäler sowie altes Brauchtum und Sagengut einem breiteren Publikum vorzustellen“.
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An 13 Drehorten wurde die Sage zum Film. Zunächst sind da die Trümmerreste der Schnellertsburg bei Stierbach. Denn von dort musste Ritter Junker Hans III., der als Ursprung der Geschichte vom ruhelosen Geist der Schnellertsburg gilt, immer nach Rodenstein reisen und wieder zurück, weil dieser umtriebige Geist zum allgemeinen Leidwesen immer wieder Krieg und Unheil auf der Welt zu verkünden hatte. Nachdem Adam von Rodenstein 1635 während des Dreißigjährigen Kriegs als letztes vor Ort ansässiges Familienmitglied an der Pest gestorben war, verfiel die Schnellerts-Burganlage. Später werden im Film Rodensteiner und Schnellertsgeist miteinander verquickt. „In beiden Gestalten wirkt der germanische Gott Odin, der auf seinem achtbeinigen Ross über den Morgenhimmel jagt“, sagt Larissa Anton dazu. Zentraler Drehort ist jedoch die Burg Rodenstein. Mühlturm, Schildmauer, östlicher Torturm sowie Geschützbastion sind größtenteils erhalten. Dort lässt Larissa Anton die Szene von Junker Hans spielen, der sich laut Sage in das Edelfräulein Maria von Hochberg verliebt.
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Doch die unbändige Kriegslust des Rodensteiners verdunkelt die Liebe im Herzen seiner Frau und endet mit deren Fluch. Nimmermehr soll er Ruhe finden, ewig zur wilden Jagd verdammt sein. „Der Rodensteiner und sein wildes Heer sind verflucht, nach dem Ende ihres irdischen Daseins weiter zu kämpfen“, sagt die Regisseurin.
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Auch die Sarolta-Kapelle bei Fränkisch-Crumbach, der Keilvelterhof bei Unter-Ostern, Schloss Lichtenberg, der Nibelungensaal in Lorsch und viele andere historische Stätten sind Schauplätze ihres Films. Ein Jahr ist die Regisseurin unterwegs gewesen, drei Kameras wurden verschlissen. „Die Dreharbeiten standen wahrlich im Zeichen des Fluchs des Rodensteiners – nicht nur, dass die Kameras auf unerklärliche Weise kaputtgingen, es kam auch zu Krankheiten und Sterbefällen im Team. Eisstürme brachen über uns herein, gerade, wenn wir drehfertig waren, die Pferde waren plötzlich lahm, und am letzten Drehtag hatte ich zur Krönung einen Autounfall“, erzählt sie.
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An die dunkle Kraft der Mythen mag man glauben oder nicht, der Film ist ein Abbild fantasievoller Sagenwelt. „In jeder Sage ist ein Stück Tod verborgen, wie auch in jedem Blütenkelch, in jedem Wassertropfen. Und nur der Tod macht das Leben schmackhaft“, heißt es im Epilog.
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Der Film „Rodenstein und Schnellertsgeist – Das wilde Heer im Odenwald“ ist am 14. April (Montag) um 17 Uhr im Schlösschen im Darmstädter Prinz-Emils-Garten zu sehen sowie im Oktober bei den Reichelsheimer Märchentagen.
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Charlotte Martin
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