|
Ellen Schmid Mitglied des Organisationsteams Arbeitsgruppe Autoren |
In diesem Jahr steht das Wirken der Brüder Grimm im Mittelpunkt der Märchentage. Fast alle Lesungen, Vorträge, Ausstellungen und Theateraufführungen stammen aus ihrem umfangreichen Werk oder befassen sich mit dessen Deutung und Motivforschung.
|
Für die Lesung vieler bekannter und auch weniger bekannter Märchen aus der Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“, mit denen die Brüder Grimm auch heute noch bei Kindern und Erwachsenen bekannt und beliebt sind, konnten viele Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft gewonnen werden.
|
So startet am Freitag bei der „Langen Nacht der Märchen“ unser 1. Kreisbeigeordnete des Odenwaldkreises Dietrich Kübler mit „Rumpelstilzchen“ u.a. Märchen der Brüder Grimm. Ihm folgt unser Märchentagebotschafter und Regierungspräsident für Rhein/Main –Südhessen Gerold Dieke mit „Der Räuberbräutigam“.
|
|
Ergänzt werden diese Lesungen am Freitag durch die bekannten und auch in Reichelsheim bestens eingeführten Märchenerzählerinnen und Autorinnen Karola Graf und Hannelore Marzi, die mit Märchen vom Essen und Trinken und von Müllern, Schustern und Spinnerinnen einen interessanten und spannenden Querschnitt durch bestimmte Märchenmotive und Berufsgruppen bieten.
|
Die Brüder Grimm sind jedoch nicht nur durch ihre Märchensammlungen, die sie aus mündlichen Überlieferungen, auch aus anderen Ländern, übernahmen, bearbeiteten und nacherzählten, sondern sie gelten auch als die Begründer der Märchenforschung und der deutschen Sprachwissenschaft.
Sie beschäftigten sich mit Strukturen und Deutung von Sprache, gaben das „Deutsche Wörterbuch“ heraus und untersuchten die geschichtlichen Grundlagen von Sagen und Dichtung. Dabei griffen sie auch damals schon auf Quellen und Mythen aus anderen Kulturkreisen zurück. |
Kein Wunder also, dass in diesem Jahr ein Wissenschaftler den Wildweibchenpreis erhalten wird, nämlich Prof. Heinz Rölleke, der bis 1974 Professor für Deutsche Philologie einschließlich Volkskunde an der Universitätsgesamthochschule Wuppertal war und als international angesehener Grimm-Forscher gilt. Zahlreiche Veröffentlichung zur literarischen Volkskunde sind von ihm erschienen und er hat viele Märchen-, Sagen und Volksliedausgaben herausgegeben. Für die Arbeiten wurde er bereits 1999 mit dem Brüder-Grimm-Preis der Philipps-Universität Marburg ausgezeichnet. Prof. Rölleke eröffnet die Vortragsreihe am Samstagmorgen mit einem Vortrag über Herkunft und Bedeutung des Märchens Rumpelstilzchen, das den diesjährigen Märchentagen das Motto gegeben hat. Sich selbst und sein Gesamtwerk stellt Professor Rölleke am Samstagnachmittag vor. |
Viele hessische Städte sind stolz auf ihre Verbundenheit mit den Brüdern Grimm. In Hanau sind sie geboren, in Steinau an der Straße aufgewachsen, ihre Schul- und Studienzeit haben sie in Kassel und Marburg verbracht. Kassel war auch die erste Wirkungsstätte. Nach dem Umzug nach Göttingen schlossen sie sich den „Göttinger Sieben“ an, setzten sich für die Menschenrechte ein und wurden wegen einer Streitschrift des Landes verwiesen. Erst nach dreijährigem Exil wurden sie nach Berlin berufen. Dem Lebensweg durch Hessen geht Sabine Hock nach im zweiten Vortrag „Mit den Brüdern Grimm durch Hessen“, der in erweiteter Form in der Reihe „Literaturland Hessen“ als Buch erscheinen wird. |
Der dritte Vortrag schließlich geht einem Motiv nach. Er heißt „Handwerk im Märchen“ und stammt aus der Feder des Präsidenten der Deutschen Märchengesellschaft, Prof. Dr. Heinrich Dickerhoff.
|
Am Nachmittag liest die CDU-Landtagsabgeordnete Judith Lannert „Das tapfere Schneiderlein“. Ein besonderer Höhepunkt findet um 16 Uhr in der ev. Michaelskirche statt. Dort tritt der Schauspieler Walter Renneisen auf, bekannt durch Film, Theater und als Sprecher zahlreicher Hörbücher (vor allem Krimis) mit einem Programm, das er sich für die Märchentage ausgedacht hat :“Märchen von komisch bis hessisch“. Ihm folgt Dekan und Pfarrer Joachim Meyer mit den „Bremer Stadtmusikanten“. Beschließen wird das literarische Programm am Samstag Anja Zimmer mit ihrem Märchen „Der Name der Fee“ unter Klavierbegleitung des Reichelsheimer Kantors der ev. Michaelsgemeinde Matthias Ernst.
|
|
Am Sonntag beginnt Martha Zinke mit „Der Fundevogel“ u.a. Märchen der Brüder Grimm. Damit das Regionale nicht zu kurz kommt, liest Ellen Schmid in ihrer Buchhandlung Grimms Märchen in Odenwälder Mundart. Auch die Wildweibchenpreisträgerin von 2003 ist an diesem Tag unter den Erzählerinnen. Ihre vielen Reichelsheimer großen und kleinen Fans können sich auf „Die schönsten Familienmärchen“ von Sigrid Früh freuen. Unsere Pröpstin Karin Held wird mit „Hans im Glück“ die Gäste begeistern, bevor Pfarrerin Vera Eichner-Fischer mit dem Klassiker „Aschenputtel“ folgt.
|
|
Unser Staatssekretär aus dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Felix Leonhard liest „Der Wolf und die sieben Geißlein“. Ihm folgt der Staatsminister a.D. und Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst Hartmut Holzapfel, der mit „Der kluge Knecht“ ganz bewusst eher nicht so bekannte Märchen der Brüder Grimm gewählt hat. Der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Michael Reuter liest „Rotkäppchen“ bevor Pfarrerin Mechthild Bangert das literarische Programm am Sonntag mit „Rapunzel“ beschließen wird.
|
|
Die Einbindung so vieler bekannter Persönlichkeiten aus der Region, aber auch aus Reichelsheim zeigt, welche Anerkennung den Märchentagen mittlerweile zuteil wird und gibt ihnen eine besondere Note.
|
|
Dieses „offizielle“ Literaturprogramm wird ergänzt durch viele Märchenerzähler, Puppenspieler und Theatergruppen in den Zelten des Mittelaltermarktes, in den Straßen und auf den Plätzen. Der hohe Anspruch und die Vielfalt sind es, die die Märchentage zu einem besonderen Ereignis machen.
|