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25. Okt. 2009
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Reichelsheim verleiht 14. Wildweibchenpreis an Orientalistin Hannelore Marzi
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Märchenhaftes Wetter verhalf der südhessischen Gemeinde Reichelsheim im Odenwaldkreis zu einem Besucheransturm am Sonnabend, noch bevor am vergangenen Sonntag die 14. Sagen- und Märchentage zu Ende gingen. Den Höhepunkt am vorletzten Festtag bildete der so genannte Märchenfestabend, in dessen Verlauf die Gemeinde Reichelsheim den diesjährigen Jugendbuchpreis verlieh, den begehrten Wildweibchenpreis. Preisträgerin ist die Frankfurter Orientalistin Hannelore Marzi, eine treue Aktivistin der vergangenen Märchen- und Sagentage, während derer sie ihre Zuschauer bereits mit ihrer Erzählkunst fesselte und sich einen festen Kreis von Anhängern schuf, die ihre Vorträge als Pflichtveranstaltungen annahmen.
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Laudatorin Ellen Schmid, Kopf der achtköpfigen Reichelsheimer Jury des Wildweibchenpreises und Buchhändlerin in Brensbach, würdigte die Verdienste der Preisträgerin mit wohlgesetzten Worten. Hannelore Marzi, so Schmid, habe sich den Preis in mehrfacher Hinsicht verdient. Sie habe sich mit ihren verschiedenen Begabungen den Märchen der Welt verschrieben. So hätten ihre Tätigkeiten als Übersetzerin und Herausgeberin, ihre profunde Kenntnis kultureller und motivgeschichtlicher Zusammenhänge, ihre Deutungen und ihre grandiose Erzählkunst Ansehen und Bewunderung in der Welt der Märchenfreunde und in der Märchenforschung gebracht.
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Marzi hat sich als Orientalistin durch zahlreiche Übersetzungen von Märchen, durch Veröffentlichungen nach Motiven und Herkunftsländern und durch ihre Seminartätigkeit einen Namen gemacht. In Reichelsheim hat die in Frankfurt lebende Autorin die Zuhörer immer wieder durch ihre kunstvolle, mitreißende Erzählweise, die sich durch große sprachliche Präzision und Ausdruckskraft mit vielen feinen Nuancen auszeichnet, begeistert.
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 Von Bürgermeister Stefan Lopinsky, der sich dem Motto der diesjährigen Märchenspiele „Von den Lagerfeuern der Karawanen bis zu den Gärten des Sultans“ entsprechend standesgemäß als orientalischer Herrscher gekleidet hatte, erhielt Hannelore Marzi die von der Sparkasse Odenwald gestiftete Trophäe, die von der 22jährigen Schülerin Christine Henke der Berufsfachschule Holz-Elfenbein gearbeitet worden war.
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Marzi reiht sich damit als Vierzehnte in die Liste der Preisträger mit Willi Fährmann, Hans- Christian Kirsch (Frederik Hetmann …), Otfried Preußler, Michail Krausnick, Cornelia Funke, Paul Maar, Christine Nöstlinger, Sigrid Früh, Heinrich Pleticha, Erhard Dietl, Heinz Rölleke, Sabine Friedrichson und Kirsten Boie ein.
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Bleibt nur noch die Frage zu klären, woher der Begriff „Wildweibchen“ stammt. Eine Steinformation nahe der Ruine Rodenstein bei Reichelsheim beherbergte einst zwei wilde Weibchen, so geht die Sage, die Alten und Kranken geholfen haben sollen. Der Volksmund nennt die Granitblöcke "Wildweibchenstein", denn die wilden Weibchen saßen oft vor den Steinen und kämmten sich ihr wildes Haar. Bei den Bewohnern in der Umgebung waren sie gut bekannt, halfen allen guten und fleißigen Menschen, zeigten ihnen Pflanzen mit besonderen Heilkräften und brachten den Bräuten zur Hochzeit Geschenke. Nachdem sich die Menschen ihrer Wohltätigkeit nicht mehr würdig erwiesen hatten, verschwanden die Wildweibchen in grauer Vorzeit und fungieren nun als Namenspatronen für den von der Gemeinde jährlich vergebenen Jugend- und Kinderbuchpreis. Und wenn die diesjährige Jubiläums-Großveranstaltung problemlos wie die Märchentage zuvor über die Bühne geht, wer weiß, vielleicht lassen sich auch die Wildweibchen wieder einmal blicken.
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Der Märchenfestabend bot ein reichhaltiges Programm von musikalischen Darbietungen der inzwischen drei Partnerstädte aus Frankreich, Polen und Ungarn, des KSV Reichelsheim und des Jugendchors der evangelischen Michaelsgemeinde. Zum Abschluss verzauberte im Wortsinne der Magier Shri Magada alias Klaus Trampler sein Publikum. Mit 44 Musikern kam die Musikschule aus Dol de Bretagne in ihre Partnerstadt und umrahmte unter großem Applaus die Preisverleihung musikalisch. Die hervorragenden Auftritte der Gruppen Male Podhale aus Jablonka in Polen sowie die Musik, die Tänze und die Blaskapelle aus Nagymanyok in Ungarn sprengten allerdings den geplanten Zeitrahmen. Sicher kein großes Problem für viele Zuhörer in der voll besetzten Reichenberghalle, sie stellen einfach ihre Uhren ein paar Stunden früher als üblich um sechzig Minuten zurück.
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