PIRATEN EROBERN DEN ODENWALD Märchentage-Jubiläumsveranstaltung im Herbst 2005 wird eine logistische Herausforderung für die Gemeinde
Reichelsheim/Odenwald (pdh) Unter dem Motto "Piraten, Händler, fremde Länder" werden am letzten Oktoberwochenende des Jahres die zehnten Reichelsheimer Märchen- und Sagentage stehen. In diesen Wochen beginnen bereits die Vorbereitungen für das familienfreundliche Jubiläumsspektakel, das alle bisherigen Märchenfeste des Odenwälder Ferienortes in den Schatten stellen wird. Die vielen Akteure, die die Reichelsheimer Märchentage als jeweils letzten großen Event in ihre Terminkalender fest eingeplant haben, sind bereits bei den Organisatoren vorstellig geworden, auf dass sie in diesem Jahr unter keinen Umständen bei der Platz- oder Auftragsvergabe "vergessen" werden.
Zum zehnten Mal wird der "Wildweibchenpreis" vergeben werden an eine Preisträgerin oder einen Preisträger, der sich in besonderem Maße in der Kinder-, Jugend- oder Märchenliteratur engagiert hat. Und wenn die Planung der Macher der Märchentage aufgeht, werden eine große Zahl bisherige Preisträger dieser Verleihung beiwohnen und durch eigene Darbietungen und Lesungen zum Gelingen der Jubiläumsveranstaltung beitragen. Unter ihnen befinden sich so illustre Namen wie Cornelia Funke, Christine Nöstlinger, Paul Maar, Hans-Christian Kirsch, Michael Krausnick, Otfried Preußler und Sigrid Früh. Im letzten Jahr ging der Wildweibchenpreis an den Würzburger Publizisten Professor Dr. Heinrich Pleticha.
Zwischen der Ruine Rodenstein und dem Weiler "Freiheit" türmen sich nahe Reichelsheim im Buchenwald einige große Granitblöcke auf, so ist im Reichelsheimer Sagen- und Geschichtenbuch zu lesen. Der Volksmund nennt sie "Wildweibchenstein", denn zwei wilde Weibchen hausten der Sage nach dort in einer Höhle, saßen oft vor den Steinen und kämmten sich ihr wildes Haar. Bei den Bewohnern in der Umgebung waren sie bekannt, halfen allen guten und fleißigen Menschen, zeigten ihnen Pflanzen mit besonderen Heilkräften und brachten den Bräuten zur Hochzeit Geschenke.
Nachdem sich die Menschen ihrer Wohltätigkeit nicht mehr würdig erwiesen hatten, verschwanden die Wildweibchen in grauer Vorzeit und fungieren nun als Namenspatronen für den von der Gemeinde jährlich vergebenen Jugend- und Kinderbuchpreis.
Auch wenn die Gersprenz, die dem Tal seinen Namen gibt, mehr ein Bächlein, nicht gerade als schiffbar zu bezeichnen ist und nur alle paar Jahre über ihre Ufer in die Keller der Anwohner läuft, werden Piraten in diesem Jahr bei den zehnten Märchen- und Sagentagen das Regiment führen. Über dem Mittelaltermarkt wird ein Piratenschiff thronen, ein europäisches Dorf mit Teilnehmern aus der Verschwisterungsgemeinde Dol de Bretagne, Ungarn und Polen wird im Zeichen der Seeräuber und Händler aus fremden Ländern stehen.
Kinder- und familienfreundlich, darauf legen die Veranstalter großen Wert, wird das Jubiläumsspektakel vom 28.- bis 30. Oktober 2005 bleiben, denn die Strategie, so wenig wie möglich Veranstaltungen überhaupt mit Eintrittspreisen zu versehen, hat die jährlichen Märchenfestspiele im Odenwald zu der Großveranstaltung gedeihen lassen, die sie heute sind. Um die 50.000 Besucher haben sich während der letztjährigen tollen Märchentage im Ort gedrängt, und in diesen Jahr wird mit sehr viel mehr Publikumsandrang gerechnet.
Ihnen wird ein Heer von Hexen, Gaukler, Märchenerzählern, Magiern, Piraten, Musikern gegenübertreten, Theater und Mitmachtheater, Puppenspieler, Ritter und Burgfräuleins werden das Bild abrunden, für das leibliche Wohl wird Sorge getragen werden. Und wenn wie bisher eine friedliche Großveranstaltung problemlos wie stets über die Bühne geht, wer weiß, vielleicht lassen sich auch die Wildweibchen wieder einmal sehen.
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